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  • Profilbild TS1

    Hallo zusammen,

    regelmäßig wird unter den Beiträgen im Newsfeed die Legende verbreitet, dass man bei gefangenen Aalen einfach die Schnur vor dem Maul abschneiden kann und diesen anschließend zurücksetzen kann. Letztens las ich sogar, dass die Aale den Haken durch die Haut von Innen nach Außen herausdrücken könnten. Mir liegt bei der Ausübung unseres Hobbys das Tierwohl sehr am Herzen und somit natürlich besonders das Wohl des ohnehin gefährdeten Aals.

    Die Landesforschungsanstalt MV veröffentlichte hierzu eine wissenschaftliche Studie, in der genau diese Thematik untersucht wurde. Es wurden ca. 500 Aale gefangen und anschließend mit geschlucktem Haken gehältert. Am Ende wurden (Spoiler) die nicht verendeten Aale getötet und anschließend untersucht und geröntgt.

    Grundsätzlich entstehen solche Legenden nicht ohne Grund. Aale können also unter idealen Umständen einen Haken wieder verlieren. Hierzu darf der Haken nicht zu groß sein, die Aale müssen groß sein und der Haken darf nicht zu tief geschluckt sein.

    Die Sterblichkeitsrate der gefangenen Aale lag dennoch bei 27% - 50% in Abhängigkeit verschiedener Bedingungen. In den meisten Fällen starben die Aale an inneren Verletzungen, die der Haken, unabhängig vom herauswürgen, verursachte. Die grundsätzliche Annahme vieler Angler wird in dieser Studie also eindeutig widerlegt.

    Die gesamte Studie findet ihr unter "Beiträge zum Aalmanagement - Thünen-Institut" bei Google.

    Mich interessieren eure Meinungen und Erfahrungen dazu. Wenn ihr andere Informationen habt, wäre ich mehr als glücklich, meine Meinung zu ändern. Ich will und werde niemandem vorschreiben, was er zu tun hat. Grundsätzlich müssen untermaßige Tiere ohnehin zurückgesetzt werden.
    Wenn ich aber in einem Angelforum lese, wie Junganglern geraten wird maßige Aale zu releasen, weil diese den Haken verlieren, oder wenn führende Redakteure der Fisch und Fang solche Informationen ohne Belege oder Quellen verbreiten, dann möchte ich zumindest mein Wissen mit euch teilen.

    Was denkt ihr zu diesem kontroversen Thema? Habt ihr es schon einmal hinterfragt oder vielleicht sogar eigene Erfahrungen oder Wissen zu teilen?


    08.05.22 10:34 13
  • Profilbild Mal Sehen Was Beisst

    Aale können sicherlich den Haken loswerden, wenn er noch nicht im Schlund sitzt. Irgendwann ist aber auch mal Schluss. Mir wurde auch mal erzählt das sich die Haken im Maul auflösen, das klappt vielleicht bei alten Haken welche vorwiegend aus Eisen bestehen, bei Titanlegierungen moderner Haken sollte das auch nicht funktionieren. Man sollte also prinzipiell nicht mit dem Anhieb zu lange warten.

    08.05.22 11:14 7
  • Profilbild TS1

    Die Korrosion von Haken wurde in der Studie auch untersucht und du hast recht. Bei modernen Haken findet diese nicht mehr statt, sodass auch dieser Mythos nicht mehr zutrifft.

    08.05.22 11:17 2
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  • Profilbild DGT

    Dazu gibt es tatsächlich gründlich durchgeführte Studien. Findest sie bestimmt, wenn du danach googlest..

    Wenn ich mich Recht erinnere, dann sterben mindestens 33% der Aale, bei denen man die Schnur einfach abgeschnitten hat. Einige drücken den Haken tatsächlich über die Haut wieder raus (natürlich nur möglich, wenn keine wichtigen Organe betroffen sind) und andere Aale behalten den Haken und leben mit ihm weiter

    08.05.22 12:12 2
  • Profilbild TS1

    Bleibt die Frage, warum sich diese Gerüchte noch immer halten und wenig korrigiert werden. Es gibt ja viele Dinge, die wir Angler in Sachen Tierwohl eher vernachlässigen ( z.B. Barotrauma bei Barschartigen). Vielleicht sollte man sich mal an die auszubildenden Vereine richten und diese darum bitten, diese Gerüchte anzusprechen und aus dem Weg zu räumen. Man kann ja weiter auf Aal angeln, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass jeder 2. oder 3. Aal die Prozedur nicht überleben wird. Ich kann nicht auf Aal angeln und die Konsequenzen verleugnen, die darauf folgen und sollte maßige Tiere auch entnehmen. Wenn ich genug Aale gefangen habe, kann ich den Zielfisch ändern.

    08.05.22 12:57 0
  • Profilbild Esoxzist

    Sehr wahrscheinlich hält sich das Gerücht so gut weil man sein eigenes und das Gewissen anderer beruhigen kann…
    „Es ist ja nichts weiter passiert,der eine Haken,den kann man ja verkraften und dem Aal geht’s auch gut“
    Es ist ja unter den Menschen keine Seltenheit das Sachen erfunden,ausgeweitet,übertrieben werden um sich und sein Gewissen rein zu waschen …
    Sieht man auch gut wie an dem Glauben festgehalten wird das Fische wenig oder kein Schmerzempfinden haben … die Weste ist weiß,keinem was geschehen also weiter im Text …
    Egal wieviel Studien und Tests … solche Veränderungen brauchen Jahre wenn nicht sogar mehrere Generationen … 🤷‍♂️

    08.05.22 15:06 5
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  • Profilbild TS1

    Das ist was ich an den Jägern so schätze.. drück ab oder fahr nach Hause 😂 nicht zurück ins Wasser und aus den Augen, aus dem Sinn. Ich denke ich werde für mein Gewissen zumindest in meinem Verein mal nachforschen, ob da was gemacht wird. Dazu werde ich mir vornehmen, falsch liegende Angler zu korrigieren, obwohl es eigentlich nicht meine Art ist. Vielleicht werde ich noch weitere Forenbeiträge mit der Zeit über solche Themen eröffnen.. Wenn es wenigstens ein paar Anglern und Tieren hilft, ist es ja schon mal was

    08.05.22 15:23 3
  • Profilbild Esplendida

    Das ist ja interessant: kam letzte Woche beim Aalansitz mit einem befreundeten Angler exakt auf dieses Thema zu sprechen. Er ist ein alter Hase und hat schon viele Aale gefangen – früher viel mehr als heute – leider.
    Er hat mir jedenfalls erzählt, dass es ihm schon sehr oft passiert ist, dass von ihm gehälterte Aale, als er sie entnehmen wollte, ihre Haken wieder los geworden waren. Jene waren allesamt unten im Setzkescher gelegen.
    Inwieweit die Tiere durch die Haken verletzt worden waren weiß ich natürlich nicht – sie wurden ja letztendlich alle verwertet. Dass Aale so etwas überhaupt vermögen hat mich schon sehr verwundert.

    09.05.22 21:26 2
  • Profilbild TS1

    Aale sind echt faszinierend. Ich habe mal irgendwo eine Doku über die Tiere gesehen. Wenn die nur die Hälfte, von dem was ihnen zugetraut wird, können, ist das echt beeindruckend 😂 Haken herausarbeiten, Wanderung über Land, Vermehrung in >1000m Tiefe, lebendgebährend, Magnetsinn...

    10.05.22 08:09 1
  • Profilbild Vallstedt

    Ich denke, dass Aale eher selten zurückgesetzt werden, im Gegensatz zu Karpfen etc. Wenn man mal einen kleinen Aal gefangen hat, der tief geschluckt hat, ist es vielleicht immer noch besser ihn mit Haken zurückzusetzen (immerhin 73% Überlebenschance laut deiner Studie), als ihn zu töten und nicht zu verwerten....

    10.05.22 08:40 2
  • Profilbild TS1

    Die Überlebenschance dürfte geringer ausfallen, da diese 50 - 73% beträgt und mit geringerer Größe abnimmt, aber ich stimme dir zu. Mein Anliegen ist hauptsächlich diese Gerüchte aus der Welt zu schaffen, mit denen sich manche Angler vor der Verantwortung drücken. Bei einem untermaßigem Tier lässt einem der Gesetzgeber ja nicht viel Spielraum. Vielleicht eher anschlagen oder größeren Haken verwenden, aber ausschließen lässt sich das natürlich nicht.

    10.05.22 08:54 0
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